Das ist mal ein Paukenschlag: Die nach Umsatz immerhin drittgrößte Verkaufsplattform in Deutschland, der deutsche Ableger des japanischen Online- Giganten Rakuten, schließt zum 15. Oktober 2020 seinen Marktplatz. Rakuten.de wird ab Mitte Oktober nicht mehr erreichbar sein.
Jahrelang war Rakuten in Deutschland vor allem durch flotte Sprüche aufgefallen, konnte aber nie eine kritische Größe erreichen, ab der eine Eigendynamik einsetzt, weil eine einmal vorhandene Kundenbasis positive Erfahrungen teilt und für weiteres Wachstum eines Marktplatzes sorgen kann.
Rakuten.de bleibt unter seinen Möglichkeiten
Dabei war das Geschäftskonzept von Rakuten, das sich weitgehend an dem erfolgreichen Modell des Mutterkonzerns in Japan orientiert hat, durchaus innovativ. Durch das Auftreten in vielen verschiedenen, vor allem digitalen und mobilen Geschäftsfeldern und dem gar nicht schlechten Treueprogramm Rakuten PRO hätte man Kunden Produkte aus vielen zukunftsfähigen Bereichen aus einer Hand anbieten können – allein: die Kundenbasis wollte in Deutschland einfach nicht wachsen.
Während der japanische Internet- Gigant seinen Umsatz weltweit in den Jahren von 2007 bis 2019 auf ca. 9,1 Milliarden Euro versechsfachen konnte, dümpelte Rakuten.de in Deutschland weit abgeschlagen hinter Amazon und ebay auf Platz 3. Allgemein beziffert man den kritischen Wert, den ein Marktplatz im Jahr umsetzen muss, um langfristig erfolgreich sein zu können, mit einer Milliarde Euro. Rakuten ist in all den Jahren nie auch nur in die Nähe dieses Wertes gekommen. Für 2016 wurde ein Umsatz von ungefähr 104 Millionen Euro veröffentlicht.
Wie geht es weiter mit Rakuten?
Wer bei Rakuten.de als Händler registriert ist, soll in den kommenden Tagen über den Ablauf der Schließung, die auch mit Arbeitsplatzverlusten einhergehen wird, informiert werden. Offenbar war die Aktion „Rakuten Endspurt 2020„, mit der man neue Händler mit Aktionsrabatten und flexibleren Vertragslaufzeiten locken wollte, nicht von Erfolg gekrönt.
Bestellungen auf dem Marktplatz sollen noch bis zum 15.10.2020 möglich sein und bearbeitet werden. Danach wird sich eine Phase des Kundenservice mit Retourenmanagement und Auszahlungsmodalitäten anschließen. Händler sollten die verbleibende Zeit auch nutzen, notwendige Unterlagen herunterzuladen und z.B. Rechnungen auf Korrektheit zu überprüfen.
Kunden, die noch über Rakuten Punkte verfügen, sollten diese in den nächsten Wochen noch einlösen. auch wenn Rakuten darauf verweist, dass diese weiterhin gültig sein werden und für andere Rakuten Services wie Rakuten TV, Rakuten Viber oder Tolino eingelöst werden können. Auch stellt Rakuten in Aussicht, dass die Punkte in Gutscheine für andere Handelsketten wie Douglas oder Ikea eingetauscht werden könnten.
Händler sollen von einem offenen Marktplatz- Modell im Rahmen des Club R profitieren können. So hatte sich Rakuten schon bei den Schließungen seiner Plattformen in Großbritannien und Spanien nicht vollständig von den Märkten zurück gezogen. Wie das konkret aussehen wird, wird man abwarten müssen.
Rakuten schließt seinen deutschen Marktplatz – Fazit
Der Schritt von Rakuten, seinen deutschen Marktplatz zu schließen, kommt nicht überraschend, aber der Zeitpunkt wundert einen doch ein wenig, hatte Rakuten doch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft erst vor einem Monat noch eine große Händleroffensive gestartet. Einen Marktplatz zudem in der umsatzstärksten Zeit des Jahres dicht zu machen, zeugt schon ein bisschen von Verzweiflung. Die deutschen Onlinehändler werden den Verlust allerdings verschmerzen, denn wirklich attraktiv war der Handel auf Rakuten in all den Jahren ohnehin nicht (Lohnt sich der Verkauf auf Rakuten).
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