Versicherungen

Selbstständig als Onlinehändler – Diese 3 Versicherungen solltet ihr haben

Wer selbstständig ist, hat die Wahl zwischen jeder Menge Versicherungen, mit denen ihr euch gegen die großen und nicht so großen Lebensrisiken absichern könnt. Über welche drei gewerblichen Versicherungen ihr als Onlinehändler nachdenken solltet und welche Versicherungen man eher nicht braucht, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Ich persönlich bin eher ein Versicherungsmuffel. Ich glaube, die einzige Versicherung, die ich in den letzten zehn Jahren mal in Anspruch genommen habe, ist meine Auslandskrankenversicherung. Entsprechend beginnt man natürlich auszurechnen, wie viel Geld für Versicherungen man in den letzten zehn Jahren hätte sparen können und ob man mit dem gesparten Geld nicht den einen oder anderen Schadensfall hätte finanzieren können.

Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass viele Versicherungen – sei es privat oder gewerblich – kaum einen echten Nutzen für den Versicherungsnehmer haben, doch so wie es im privaten Bereich ein paar Versicherungen gibt, die man unbedingt haben sollte, gibt es diese auch im gewerblichen Bereich.

Versicherungen für Onlinehändler – Inventarversicherung

Wer seine Artikel nicht nur zu Amazon sendet und von dort im Rahmen des FBA- Programms verschicken lässt sondern auch eigenen Lagerbestand in einem angemieteten Lagerraum vorhält, für den empfiehlt sich je nach Wert des Lagerbestands eine gewerbliche Inventarversicherung.

Die Inventarversicherung schützt euren Lagerbestand, aber auch anderes Betriebsvermögen wie Computer, Server und andere Büroausstattung vor Feuer-, Leitungswasser-, Sturm- und Einbruchschäden. Die abgesicherten Gefahren können situativ auch noch erweitert werden. Wer eine breite Glasfront hat, will vielleicht noch Glasschäden absichern etc.

Eine Zusatzversicherung, die zunächst einmal gut klingt, ist die Betriebsunterbrechungsversicherung. Diese versichert den Einnahmeausfall, der dir durch einen Schaden in deinen Geschäftsräumen entstehen kann. Wenn du z.B. Waren selbst herstellst und dir eine Produktionsanlage durch einen Wasserschaden absäuft, dann ist der verursachte Schaden ja höher als die Reparatur oder der Ersatz der Maschine. Durch den Produktionsausfall entstehen ja weitere Schäden in der Zukunft – bis hin zu eventuellen Vertragsstrafen von Abnehmern, die du nicht beliefern kannst.

Mein persönlicher Eindruck als totaler Laie ist aber, dass man als normaler kleiner Onlinehändler, der ausschließlich Warenbestand, aber keinerlei eigene Produktion oder Veredlung vorhält, eine solche Betriebsunterbrechungsversicherung nicht wirklich braucht, da der eigentliche Schaden – die Zerstörung deines Warenbestandes – durch die Inventarversicherung ausreichend abgedeckt sein sollte.  Einzige Ausnahme, die ich mir vorstellen könnte, ist wenn ihr im Vendor- Programm von Amazon seid  und vertraglich zur Lieferung bestimmter Mengen verpflichtet seid. Wenn ihr diese Ware nicht direkt vom Hersteller zu Amazon liefern lasst sondern sie in einem eigenen Lager zwischenlagert, um euch zum Beispiel gegen Lieferverzögerung durch den Hersteller abzusichern, dann könnte eine Beschädigung oder Zerstörung des Lagerbestands zusätzliche Kosten nach sich ziehen, die den reinen Wert des Lagerbestands überschreiten.  Wenn ihr noch andere Fallkonstellationen kennt, die eine Betriebsunterbrechungsversicherung sinnvoll erscheinen lassen würden, schreibt mir das gerne in die Kommentare.

Wer kein separates gewerbliches Lager mietet, sondern seine Ware im heimischen Keller oder in der Garage lagert, muss dies seiner Hausratsversicherung melden, wenn er möchte, dass der gewerbliche Lagerbestand durch die private Hausratsversicherung mit abgedeckt ist.

Versicherungen für Onlinehändler – Betriebs- Haftpflichtversicherung

Genau wie euch die private Haftpflichtversicherung, die gemeinhin als eine der wichtigsten Versicherungen gilt, euch vor Forderungen aus durch euch im privaten Bereich verursachte Schäden absichert, sichert euch die Betriebs- Haftpflichtversicherung gegen Schäden ab, die ihr oder eure Produkte im Geschäftsleben verursachen. Wichtig ist dabei, dass ein SCHADEN vorliegen muss – sei es Sach- oder Personenschaden.  Nehmen wir ein Beispiel:

Ihr verkauft Fahrräder, die einen Mangel an der Bremsanlage haben. Ein Kunde bemerkt den Mangel und fordert euch zur Mangelbeseitigung auf. Diese Verpflichtung aus der gesetzlichen Gewährleistung wird von einer Haftpflichtversicherung nicht abgedeckt. Ihr müsst auf eigene Kosten den Mangel beseitigen bzw. dem Kunden auf Wunsch ein mangelfreies Fahrrad nachliefern.

Nehmen wir an, der Kunde hat den Mangel an der Bremsanlage nicht bemerkt und fährt ungebremst in eine nagelneue Mercedes E- Klasse. Schaden: 5000 Euro. Hier ist ein Sachschaden entstanden, den die Betriebshaftpflichtversicherung reguliert. Veletzt der Radfahrer bei dem Unfall noch sich oder andere, kommt die Haftpflichtversicherung auch für solche Personenschäden auf. Wahrscheinlich würde man hier noch in eine Diskussion mit der Versicherung geraten, ob die Lieferung eines defekten Fahrrads in diesem Fall nicht eine grobe Fahrlässigkeit darstellt, aber generell ist die Versicherung eben genau für solche Schäden gedacht. Da Sach- und vor allem Personenschäden je nach Art des verkauften Artikels hier sehr schnell sehr hohe Dimensionen annehmen können, ist eine entsprechende Absicherung unbedingt empfehlenswert.

Die Kosten für eine gewerbliche Haftpflichtversicherung sind nicht seriös zu schätzen, weil sie sehr stark davon abhängen, welche Art von Produkten ihr verkauft, ob ihr Ware selbst aus China oder anderen Ländern importiert, in welche Länder ihr liefert, ob ihr Beschäftigte habt, wie hoch euer Jahresumsatz ist etc.

Gewerbliche Rechtsschutzversicherung empfehlenswert?

Die Gefahr, in rechtliche Auseinandersetzungen verwickelt zu werden, ist im gewerblichen Bereich sicherlich deutlich höher als im privaten Bereich. Von daher kann eine Absicherung gegen rechtliche Inanspruchnahme mitunter Sinn ergeben. Dabei sollte man aber wissen, dass eine Rechtsschutzversicherung in der Regel nur Abwehrrechtsschutz gewährt, euch also nur vor Inanspruchnahme durch andere schützt, nicht jedoch bei der Durchsetzung oder Geltendmachung von eigenen Ansprüchen gegen andere hilft.

Beispiel: Ihr bekommt eine Abmahnung von einem Mitbewerber oder einem Verband wegen wettbewerbsrechtlicher Verstöße. Hier greift die Rechtsschutzversicherung und übernimmt die Anwalts- und ggf. Gerichtskosten für euch (nicht jedoch mögliche Vertragsstrafen).

Zweites Beispiel: Ihr schickt im Rahmen des FBA- Programms Ware an Amazon, die auf dem Weg dorthin oder im Lager spurlos verschwindet. Amazon kann kein eigenes Verschulden erkennen und lehnt eine Entschädigung ab. Ihr müsstet nun also klagen, um die verloren gegangene Ware erstattet zu bekommen. Hier greift die Rechtsschutzversicherung – übrigens unabhängig von Amazon – nicht.

Möglicherweise ist in diesem Fall die Mitgliedschaft z.B. im Händlerbund die bessere Alternative. Abhängig vom gewählten Mitgliedschaftspaket vertritt euch der Händlerbund auch bei Abmahnungen, stellt euch (anders als eine Rechtsschutzversicherung) auch Rechtstexte zur Verfügung und bietet auch sonst eine Reihe von Services, die von Rechtsschutzversicherungen nicht abgedeckt sind.

Je nach den Bereichen, die abgedeckt werden sollen und ob ihr auch Angestellte habt, starten die Kosten für eine gewerbliche Rechtsschutzversicherung ungefähr bei 200 bis 250 Euro pro Jahr.

Versicherungen für Onlinehändler – Berufsunfähigkeitsversicherung

Die dritte wichtige Versicherung neben den gewerblichen Haftpflicht- und Inventarversicherungen ist eine persönliche Berufsunfähigkeitsversicherung. Den Verlust der eigenen Arbeitsfähigkeit abzusichern, gilt allgemein als eine der wichtigsten Versicherungen überhaupt. Ich würde da ein paar Einschränkungen machen

Berufsunfähigkeitsversicherungen werden teurer, je älter ihr bei Abschluss seid und je mehr Vorerkrankungen ihr habt. Teilweise bekommt ihr bei bestimmten Vorerkrankungen gar keine Versicherung mehr oder nur mit so vielen Einschränkungen, dass die Versicherung an sich keinen Sinn mehr ergibt. Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft beträgt die Ablehnungsquote bei Anträgen auf Gewährung von Leistungen aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung immerhin 30% – teils weil der erforderliche Grad an Berufsunfähigkeit von 50% nicht erreicht wird, teils wegen der so genannten Verletzung vorvertraglicher Anzeigepflichten. Spötter sagen, dass man zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung gleich die Rechtsschutzversicherung mit abschließen soll. Ich habe einen extra Artikel zu Problemen mit der Berufsunfähigkeitsversicherung geschrieben.

Man muss sich also darüber im Klaren sein, dass man möglicherweise sehr viele Jahre sehr hohe Beiträge zahlt und am Ende im Schadensfall vor Gericht landen kann, um die vereinbarte Rentenzahlung tatsächlich zu erhalten. Das führt einen zu der Frage, ob es Alternativen zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung gibt. Wer auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung dennoch nicht verzichten mag, dem empfehle ich einen Blick auf den Berufsunfähigkeits-Schutz von CosmosDirekt,* der von FocusMoney als fairster Leistungsregulierer ausgezeichnet  wurde (03/2020).

Gesetzliche Erwerbsminderungsrente

Es gibt trotz starker Reduzierung der Leistungen immer noch die gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Die Höhe ist auf euren jährlichen Rentenbescheiden ausgewiesen und liegt meist unterhalb des Hartz 4- Niveaus, ist also keine echte Hilfe. Volle Erwerbsminderungsrente gibt es nur, wenn ihr keine drei Stunden täglich mehr arbeiten könnt – und zwar nicht nur in eurem Job sondern irgendeine Arbeit. Zudem müsst ihr in den letzten fünf Jahren mindestens drei Jahre Beiträge in die Gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Dies machen Selbstständige in der Regel nicht, es sei denn, sie bleiben freiwillig Mitglied in der GRV.

Private Unfallversicherung

Eine private Unfallversicherung ist sehr viel günstiger als eine Berufsunfähigkeitsversicherung und gewährt je nach Absicherung auch entweder eine monatliche Rente oder eine hohe Einmalzahlung. Das Problem ist, dass nur 10% der jährlichen Anträge wegen Berufsunfähigkeit auf Unfälle zurückzuführen sind. Den Großteil der Berufsunfähigkeiten machen psychische Erkrankungen aus, gefolgt von Erkrankungen des Skeletts bzw. Bewegungsapparats (Rückenschmerzen), Krebs und Herz-/Kreislauferkrankungen.

Gesetzliche Unfallversicherung – Berufsgenossenschaften

Oft vergessen wird auch, dass es über die Berufsgenossenschaften auch eine Gesetzliche Unfallversicherung gibt, in der ihr als Selbstständige sogar Zwangsmitglied werdet, sobald ihr mindestens einen Beschäftigten habt. Allerdings seid ihr dann nur der Beitragszahler für eure Angestellten, erhaltet aber zunächst keine eigenen Leistungen. Es gibt aber die Möglichkeit, euch auch als Selbstständiger freiwillig in der Berufsgenossenschaft zu versichern. Allerdings sind die Leistungen noch limitierter als bei der Privaten Unfallversicherung, weil sie sich nur auf Arbeitsunfälle und Wegeunfälle bezieht (mehr zu Berufsgenossenschaften im Onlinehandel).

Krankengeldanspruch in der Gesetzlichen Krankenversicherung

Seid ihr als Selbstständiger freiwillig gesetzlich krankenversichert, so habt ihr die Möglichkeit, euch für einen Zusatzbeitrag von 0,6% Krankengeldanspruch ab dem 43. Tag einer Krankschreibung zu sichern. Viele der Krankheiten, die zu einer Berufskrankheit führen, sind keine Sache für die Ewigkeit. Krebs kann geheilt werden und wenn das so ist, würde auch die Berufsunfähigkeitsversicherung wieder anklopfen. Ähnlich ist es bei vielen Herz-/Kreislauferkrankungen; auch nach einem Herzinfarkt ist man irgendwann wieder (wenn vielleicht auch eingeschränkt) arbeitsfähig. Dauerhaft arbeitsunfähig bleibt man dagegen oft ausgerechnet als Folge eines Unfalls und diese kann man, wie oben erwähnt, vielleicht kostengünstiger absichern.

Wenn eine Berufsunfähigkeitsversicherung also ohnehin keine Sache für den Rest eines Lebens ist, kann der Krankengeldanspruch in der Gesetzlichen Krankenversicherung vielleicht ein wichtiger Baustein bei der Absicherung gegen Berufsunfähigkeit sein, denn Krankengeld wird immerhin für anderthalb Jahre (78 Wochen) gezahlt. Das Krankengeld beträgt dabei 70% eures monatlichen Verdienst, ist aber gedeckelt auf die Beitragsbemessungsgrenze, so dass euer Tageshöchstsatz im Krankengeld 2021 112,88 Euro beträgt.

Die Gesetzliche Krankenversicherung kann euch anders als private Versicherungen auch nicht aufgrund von Vorerkrankungen von dem Anspruch auf Krankengeld ausschließen. Mehr zum Krankengeld für Selbstständige gibt es hier bei Finanztip.

Eine Kombination aus Krankengeld bei der GKV und einer Unfallversicherung plus einen ETF- Sparplan zum Aufbau einer Vermögensreserve im Notfall ist m.E. eine gute Grundabsicherung gegen Arbeitsunfähigkeit für alle die, die zu alt oder zu krank für eine Berufsunfähigkeitsversicherung sind. Anders als bei der BU- Versicherung, bei der die Beiträge weg sind, wenn ihr irgendwann gesund in Rente geht, ist bei dieser Alternative im Falle der Schadensfreiheit eine ordentliche Summe in eurem Depot, die ihr euch dann als Zusatzrente auszahlen könnt.

Selbstständig – Diese 3 Versicherungen solltet ihr haben – Fazit

Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren – das gilt auch für gewerbliche Versicherungen. Anzuraten sind zu Beginn vor allem die Betriebshaftpflichtversicherung und eine Inventarversicherung, wenn ihr denn eigenen Lagerbestand in größerem Maße vorhaltet. Auf der privaten Ebene sollten Selbstständige sich gegen Berufsunfähigkeit absichern, wobei für viele Ältere und Kranke sich vielleicht an einem anderen Vorsorgemodell orientieren sollten als an der klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung.

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