Ein neues Amazon Produkt einstellen bedarf einer ausführlichen Vorbereitung und Recherche. Schließlich sollen die richtigen Keywords an den verschiedenen Stellen eures Amazon Listings dafür sorgen, dass die Produkteinführung auf Amazon ein Erfolg wird. Neben der Erstellung von Amazon Sponsored Products Kampagnen ist die Optimierung eures neuen Amazon Angebots daher der wichtigste Faktor.
Amazon Produkt einstellen – Voraussetzungen
Das Einstellen von Produkten auf den Amazon- Plattformen erfolgt EAN- basiert, d.h. ihr benötigt die Europäische Artikelnummer. Es handelt sich hierbei um die Ziffernfolge unter dem Barcode, der auf Produkten aus dem Großhandel oft auf der Verpackung aufgedruckt ist. Bei eigenen Artikeln oder Artikeln ohne Barcode mit EAN müsst ihr euch eigene EAN’s bei der zuständigen GS1 (www.gs1.org ) oder (semi- legal) bei Zwischenhändlern kaufen.
Es gibt grundsätzlich zwei Wege, Artikel bei Amazon zum Verkauf anzubieten:
- Ihr sucht auf Amazon.de nach eurem Artikel. Ist er bereits im Amazon- Katalog gelistet, könnt ihr euch einfach an das bestehende Angebot anhängen
- Ihr loggt euch in eurem Sellercentral- Account ein und geht links oben auf „Katalog- Produkt hinzufügen“
Die Möglichkeit, ein Amazon Produkt einstellen zu können, habt ihr übrigens nur mit dem Verkaufstarif Professionell für 39 Euro im Monat. Als Einzelanbieter könnt ihr euch nur an bestehende Listings anhängen, aber keine eigenen Angebote erstellen.
Wenn ihr Profi- Seller seid, könnt ihr unter dem Navigations- Punkt Katalog „Produkte hinzufügen“. Es öffnet sich dann folgende Seite, auf der ihr links unten den EAN- Code eingeben müsst.
Existiert zu der EAN bereits ein Listing, müsst ihr euch ebenfalls an das bestehende Angebot anhängen, indem ihr neben dem angezeigten Artikel auf „Eigene Artikel verkaufen“ klickt.
Wird kein Artikel gefunden, habt ihr die Möglichkeit, ein neues Listing zu erstellen. Hierzu müsst ihr zunächst eine geeignete Kategorie aus dem Amazon- Katalog auswählen.
Amazon Produkt einstellen – Kategorie auswählen
Hierbei ist es wichtig, sich vorher die Konkurrenzsituation in den verschiedenen, in Frage kommenden Kategorien anzuschauen. Bedenkt dabei, dass euer Ziel sein muss, in der gewählten Kategorie zum Topseller aufzusteigen. Das ist natürlich einfacher in einer Kategorie mit schwacher Konkurrenz als in einer Kategorie, wo die ersten 10 Artikel alle Top- SEO- optimiert sind und alle bereits ein paar Hundert positive Rezensionen haben.
Es ist also mitunter schlauer, eine Kategorie auszuwählen, die zu 90% passt, als in einer Kategorie unterzugehen, die zwar zu 100% euer Produkt beschreibt, aber zu stark umkämpft ist. Habt ihr die Kategorie ausgewählt, öffnet sich das Verkaufsformular, das bei Amazon so aussieht:
Amazon Listing erstellen – Produktname
Der Produktname hat die höchste Relevanz für den Amazon- Algorithmus. Hier gehören also eure beiden wichtigsten Keywords ebenso rein wie relevante Merkmale oder Stichworte zum Zusatznutzen eures Artikels- und bei alldem darf die Lesbarkeit für den potentiellen Kunden nicht leiden. Ihr merkt schon, dass es Sinn macht, sich über den Produkttitel ein paar Gedanken zu machen. Ein paar Tipps zur Optimierung gibt es in einem der nächsten Kapitel.
Achtung: Amazon hat in 2018 begonnen, neue Vorschriften für die Gestaltung des Artikelnamens in den so genannten Fashion- Kategorien einzuführen. Damit einher geht eine drastische Reduzierung der Titellänge auf 60 Zeichen (statt wie vorher 250 Zeichen). Synomyme wie auch alle weiteren Keywords sind nunmehr verboten und es ist streng die vorgegebene Titel- Taxonomie einzuhalten. Im Moment betrifft das, wie gesagt, nur die „Fashion- Kategorien“ Kleidung, Schmuck sowie Koffer, Taschen & Rucksäcke, aber es ist damit zu rechnen, dass das weiter ausgedehnt wird. Begründet wird die Reduzierung der Titellänge mit dem Vormarsch des Mobile Shoppings und der dort displaybedingten Reduzierung der Titelanzeige.
Amazon Produkt einstellen – Angebot
Unter dem Reiter „Angebot“ habt ihr neben Preis, Anzahl und Bearbeitungszeit auch die Möglichkeit, euren Artikel gleichzeitig auf allen fünf europäischen Marktplätzen zu listen.
Der Clou dabei: Amazon übersetzt euer Listing automatisch ins Englische, Französische, Spanische und Italienische, so dass ihr hier nur den Preis in den fünf Ländern angeben müsst. Um ehrlich zu sein, sind die Übersetzungen natürlich nicht perfekt, so dass es sich lohnt, hier selbst noch mal nachzuarbeiten, wenn ihr das Auslandsgeschäft ernsthaft betreiben wollt. Brauchbare Übersetzungen bekommt ihr von Freelancern (z.B. freelancer.de) schon für 20 bis 30 Euro pro Artikelbeschreibung.
Wenn ihr euren Artikel mit mehreren Varianten (z.B. Farbe oder Größe) einstellen wollt, so macht ihr das unter dem Reiter „Varianten“. Dort erstellt ihr die Variablen und gebt dann EAN, Preis und Anzahl für jede einzelne Variante ein.
Amazon Produkt erstellen – Attribute und Artikelbeschreibung
Der nächste, sehr wichtige Punkt ist dann die Beschreibung. Diese besteht aus den fünf Bulletpoints, die bei Amazon Attribute heißen und der Produktbeschreibung.
Die Bulletpoints sind nicht nur prominent platziert (unter dem Artikelnamen und dem Preis sowie neben den Produktfotos) sondern haben auch eine erhebliche Relevanz für die Sichtbarkeit zu den relevanten Suchbegriffen zu eurem Artikel. Deshalb gehören hier spezifische Keywords und Wortfelder rein, die noch nicht im Titel vorkommen. Vermeidet hier also nach Möglichkeit Wiederholungen von Keywords. Hier ist auch Platz für Maße, Materialbeschaffenheit, besondere Eigenschaften etc.
Hatte ich vorhin bei der Kategorieauswahl geschrieben, dass ihr euch einen Eindruck von der Konkurrenzsituation machen sollt, so ist das Fehlen von Bulletpoints bei einem Angebot ein Hinweis auf ein schlecht optimiertes Angebot. Wer diese Möglichkeit zur Steigerung der Sichtbarkeit seines Angebotes nicht wahrnimmt, hat vermutlich auch sonst nicht viel Aufwand in die Relevanz und Performance seines Angebotes investiert.
Was die Relevanz der Artikelbeschreibung angeht, so gibt es hier verschiedene Auffassungen. Die meisten SEO- Künstler gehen davon aus, dass die Artikelbeschreibung von Amazons Such- Algorithmus nicht ausgelesen bzw. ihm keine Relevanz zugemessen wird. Wichtige Keywords gehören deshalb nicht in die Artikelbeschreibung. Tatsächlich werdet ihr das von euch selbst als Käufern vielleicht kennen. Die Artikelbeschreibung ist so gut versteckt, dass man da schnell drüber weg scrollt, wenn man von den Bulletpoints zu den Rezensionen geht.
Natürlich wird die Beschreibung aber indexiert (z.B. von Google) und deshalb sollte man das Feld nicht leer lassen. Man kann hier ein bisschen Zielgruppenansprache betreiben und versuchen, ein Lebensgefühl zu vermitteln. Auch zur Stärkung der eigenen Marke kann dieser Bereich durchaus verwendet werden.
Unsichtbare Schlüsselwörter hinzufügen
Neben dem sichtbaren Bereich gibt es auch einen unsichtbaren Bereich, in dem Verkäufer weitere Schlüsselwörter platzieren können. Hier gehören weitere Wortfelder und Synonyme hinein, die potentielle Kunden möglicherweise in das Suchfeld eingeben.
Viele Verkäufer experimentieren hier z.B. mit typischen Schreibfehlern. Verboten ist es hingegen, hier fremde Markennamen einzugeben, um mehr Traffic auf sein Listing zu bekommen.
Achtung: Im Juli 2018 hat Amazon bekannt gegeben, dass für Keywords nur noch ca. 250 Zeichen (statt wie bisher 5 x 1000 Zeichen) zur Verfügung stehen. Es werden seitdem generell nur noch die ersten 250 Zeichen für die Suche verwendet und es ist dringend erforderlich, seine Suchbegriffe entsprechend zu überarbeiten.
Amazon Produkte einstellen – Produktfotos hochladen
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das ist nirgendwo so wahr wie im Onlinehandel. Euer Listing muss mindestens eins, sollte aber mindestens drei Fotos enthalten. Das wichtigste zu der Bilderrichtlinie von Amazon seht ihr bereits oben im Screenshot. Verwendet niemals Bilder, für die ihr nicht das Urheberrecht besitzt. Das kann gerade beim gewerblichen Handel sehr teuer werden.
Wichtig ist die Regel mit dem rein weißen Hintergrund. Die Bilder müssen also mit einem Bildbearbeitungsprogramm freigestellt werden. Jeder noch so kleine Schatten führt dazu, dass das Bild gelöscht bzw. das Angebot nicht angezeigt wird. Die Mindestauflösung beträgt 1000 Pixel auf der längsten und 500 Pixel auf der kürzesten Seite. Größer als 10.000 Pixel dürfen die Bilder nicht sein. Generell ist es so, dass man mit größeren, also besser aufgelösten Bildern kleinere Hauptbilder in der Regel ersetzen kann. Anders herum funktioniert das nicht immer.
Weitere Details zum Listing hinzufügen
Hier könnt ihr noch einmal die Maße und technische Daten eintragen. Meine Erfahrung ist, dass dies eher später zu Problemen führen kann, z.B. wenn die Daten hier nicht mit den Daten in der Produktbeschreibung übereinstimmen. Mir ist einmal mein am besten laufendes Angebot mitten in der Sommersaison aus dem Verkauf genommen worden, weil einem Käufer aufgefallen war, dass in der Beschreibung unter Länge 200 cm angegeben und in den technischen Details 210 cm vermerkt war. Amazon ist da relativ emotionslos, wenn es nicht um den eigenen Umsatz geht und hat das Angebot für „weitere Prüfungen“ einfach für ungefähr 10 Tage geschlossen. In der Hochsaison hätte ich davon ca. 800 Stück im Monat verkauft. Nach zehn Tagen null Umsatz war das Angebot natürlich auch vom Ranking ruiniert und hat sich auch für den Rest der Saison nicht mehr erholt. Seitdem fülle ich die „Weiteren Details“ nicht mehr aus, zumal sie auch keinen messbaren Gewinn für die Performance eines Artikels zu haben scheinen.
Da alle Verkäufer potentiell an einem Amazon- Listing rumpfuschen können, aber nicht jeder die gleichen Zugriffsrechte hat, kann es durchaus passieren, dass ihr z.B. die Artikelbeschreibung ändern könnt, den Titel aber nicht. Ich hatte in meinem eigenen Listing, auf dem ich seit sechs Jahren allein verkauft habe, weil es sich um einen Artikel meiner eigenen Marke gehandelt hat, keinen Zugriff auf die „Weiteren Details“. Und weil es ein Artikel mit Markenschutz war, konnte auch der Amazon- Mitarbeiter hier keine Änderung vornehmen (so seine Version). Das Chaos und die Unklarheit, wer wann worauf Zugriff hat, hat mich allein in dem Monat eine fünfstellige Summe an Umsatz gekostet.
Fazit
Ein Amazon Listing für ein neues Produkt anzulegen, ist schnell gemacht, doch sollte man sich ein bisschen Zeit nehmen und die Grundregeln der Optimierung beachten, damit man später nicht andauernd reparieren muss. Auch kommt es bei einem neuen Produkt besonders auf die Performance zu Verkaufsstart an. Dafür sind die richtigen Keywords, etc. wichtige Voraussetzungen.
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