Im 1. Teil der kleinen Reihe zum Markenrecht ging es um den Kampf um die Buy Box, das Einkaufswagenfeld, bei Amazon und die Frage, welche Möglichkeiten es gibt, dem Preiswettbewerb auf einem bestehenden Angebot zu entgehen. Den Königsweg, nämlich die Anmeldung einer eigenen Marke, stelle ich euch in diesem zweiten Teil vor.
Des Rätsels Lösung liegt im deutschen (und europäischen) Patent- und Markenrecht. Grundsätzlich herrscht in Deutschland zwar Gewerbefreiheit. Jeder darf also erst einmal alles verkaufen. Die Grenze liegt da, wo die Rechte anderer berührt werden.
Ein einfaches Beispiel, das jedem einleuchtet: Wenn ich ein gefälschtes Adidas T- Shirt verkaufe, mache ich mich strafbar, denn die Firma Adidas hält das Recht an dieser eingetragenen Marke. Unter dem Namen Adidas dürfen also nur Artikel verkauft werden, die auch von Adidas hergestellt wurden.
Markenrecherche ist erforderlich
Das gilt grundsätzlich für jede eingetragene Marke- unabhängig vom Bekanntheitsgrad oder der Popularität. Ich habe also auf der Webseite des Patent- und Markenamtes nach Wortschöpfungen gesucht, die eingängig sind, einen Bezug zu meinem Sortiment haben und- am wichtigsten- noch nicht als Marke eingetragen sind. Wer schon mal nach einer knackigen Domain im Internet gesucht hat, die noch frei ist, weiß wie schwer das ist.
Es ist übrigens durchaus möglich, eine existierende Marke anzumelden, wenn man etwas ganz anderes unter diesem Namen verkaufen möchte als der Rechteinhaber. Dafür gibt es die so genannte Nizza- Klassifizierung, nach der Waren in verschiedene Kategorien eingeteilt sind. Bei der Anmeldung einer Marke kann man sich die Markenrechte im Basispaket für drei Kategorien sichern. Da jede Kategorie einen ganzen Batzen von einzelnen Produkten umfasst, ist man mit einer eingetragenen Marke in einem sehr großen Segment erst einmal auf der sicheren Seite.
Ich habe schließlich einen Namen gefunden, der in Frankreich schon als Marke angemeldet ist; allerdings nur dort und für ein komplett anderes Sortiment als dem meinen. Ich habe die Marke als angemeldet und entsprechend alle Artikel, die ich aus China importiere, mit einem schicken eigenen Logo versehen. Wenn ich nun ein Angebot für eines meiner Produkte bei Amazon gut platziert habe, kann kein Verkäufer mehr kommen und seine möglicherweise ähnlich aussehenden Produkte auf meinem Angebot für einen Euro weniger anbieten. Ich gehe also mit einer eigenen Markenstrategie der Konkurrenz auf Amazon aus dem Weg. Die Anmeldegebühr für die Eintragung einer Marke beträgt ca. 300 Euro.
Gefahren bei der Markenanmeldung
Das Procedere klingt zunächst einmal vielleicht leichter als es ist. Tatsächlich muss man sehr genau recherchieren, ob ein Begriff vielleicht schon geschützt ist, ob es vielleicht eine ähnliche Marke gibt, die älter ist und ähnliches Sortiment verkauft. Inhaber von existierenden Marken reagieren sehr nervös auf Neuanmeldungen, bei denen eine Verwechslungsgefahr mit der eigenen Marke bestehen könnte. Man gerät da schnell in rechtliche Auseinandersetzungen, die viel Geld kosten können.
Neben der Frage, ob es die Marke so oder ähnlich schon gibt, muss man bei der Recherche auch kritisch prüfen, ob es sich tatsächlich um eine originäre Wortschöpfung handelt, die neu ist. Allgemeine Wörter oder Ortsbezeichnungen sind zum Beispiel nicht schutzfähig.
Meldet man schließlich eine Marke an, prüft das Deutsche Patent- und Markenamt, ob die angegebene Marke grundsätzlich schutzfähig ist. Es prüft aber nicht, ob es diese Marke schon so oder ähnlich gibt. Diese Recherche muss man, wie gesagt, selbst erledigen. Sonst hat man im Zulassungsverfahren schnell einen Widerspruch von einem Markenrechtsinhaber und anwaltliche Post mit einer Unterlassungserklärung.
Eine Basis- Rechtsberatung zu markenrechtlichen Fragen bekommt man übrigens als Unlimited- Mitglied des Händlerbundes kostenlos.
Amazon Buy Box mit der eigenen Marke erreichen: Fazit
Mit der Anmeldung eurer eigenen Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt habt ihr den Grundstein gelegt, um bei Amazon erfolgreich zu verkaufen. Der eigene Markenname will allerdings gut recherchiert sein, um rechtlichen Auseinandersetzungen von vornherein aus dem Weg zu gehen. Im nächsten Teil geht es darum, wie ihr denn nun konkret Markenschutz für eure Produkte bei Amazon erlangt.
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