Ein vorausschauendes Lagerbestandsmanagement ist bei Teilnahme an Amazon FBA zwingend erforderlich, um unnötige Kosten zu vermeiden. Dazu gehört es mitunter auch, Lagerbestand zu reduzieren, um Strafgebühren zu umgehen. In diesem Tutorial erfahrt ihr, wie ihr einen Remissionsauftrag Amazon für defekte oder überschüssige Ware erstellen oder auch wieder stornieren könnt.
Amazon Remissionsauftrag bei defekter Ware
Wenn ihr an Amazons FBA- Programm teilnehmt, gibt es verschiedene Gründe, warum ihr eure Ware remissionieren wollt. Am häufigsten ist wahrscheinlich defekte oder nicht mehr verkaufsfähige Ware, z.B. nach einer Kunden- Retoure. Hat der Kunde euren Artikel in einem Zustand zurück gesendet, in dem Amazon ihn nicht mehr als Neuware verkaufen kann, wird er euch in eurem Sellercentral unter „Lagerbestand/Lagerbestand mit Versand durch Amazon“ als „Nicht verkaufbar“ angezeigt.
Bei diesen Artikeln müsst ihr entscheiden, ob ihr diese vernichten oder zu euch zurückschicken lassen wollt. Seit es vor ein paar Jahren einen großen Aufschrei gab, weil die Vernichtung von fast neuwertigen Artikeln billiger war als der Rückversand an den Verkäufer, hat Amazon einfach die Preise auf deutlich höherem Niveau angeglichen (siehe dazu Amazon Remissionsauftrag – Vernichtung wird deutlich teurer).
Ihr findet also bei eurem Lagerbestand mit Versand durch Amazon die Spalte „Nicht verkaufbar“, in der für jeden Artikel die Zahl der betroffenen Einheiten angegeben ist. Diese Zahl könnt ihr anklicken, um euch anzeigen zu lassen, ob der Artikel defekt ist oder „vom Käufer beschädigt“. Letzteres bedeutet meistens nur, dass die Umverpackung zerissen ist. Das soll euch die Entscheidung erleichtern, ob eine Rücksendung an euch noch Sinn macht. Um ehrlich zu sein, basiert die Einschätzung „defekt“ meist auf dem Rücksendegrund, den der Käufer angegeben hat, um die Rücksendekosten zu sparen. Die meisten „defekten“ Artikel, die ich mir habe zurückschicken lassen, waren einwandfrei.
Da unverkäufliche Artikel nur noch Lagergebühr kosten, solltet ihr euch mit dem Remissionsauftrag nicht zu viel Zeit lassen. Klickt ihr, wie gesagt, auf die Zahl der unverkäuflichen Artikel, wird euch nicht nur der genaue Grund für die Unverkäuflichkeit genannt sondern auch eine Möglichkeit, diese Einheiten zu remissionieren.
Dabei habt ihr die Möglichkeit, nur die Artikel, die ihr gerade angeklickt habt, für die Remission auszuwählen oder euren gesamten nicht mehr verkaufbaren Lagerbestand. Das erspart euch, viele einzelne Remissionsaufträge für viele verschiedene SKU’s aufzugeben.
Amazon Remissionsauftrag erstellen
Es öffnet sich dann das kürzlich runderneuerte Menu für den Remissionsauftrag an Amazon. Dabei werden euch die Artikel angezeigt, die ihr für die Remission ausgewählt habt. Im oberen Bereich wählt ihr auf der linken Seite zunächst, ob die Artikel zu euch zurück geschickt oder vernichtet werden sollen. Lasst ihr die Einheiten vernichten, was vor allem bei niedrigpreisigen Artikeln, die den Zustand „defekt“ haben, Sinn macht, braucht ihr in der Mitte natürlich keine Lieferadresse angeben.
Ansonsten tragt ihr hier die gewünschte Rücksendeadresse ein. Da ihr diese in den Einstellungen auch schon hinterlegen könnt, ist das Feld in der Regel vorausgefüllt. Ihr könnt rechts oben noch eine eigene Remissionsauftragsnummer vergeben. Dies macht z.B. dann Sinn, wenn ihr die Ware an einen Fulfillment- Dienstleister remissionieren lasst.
In dem Feld darunter sind dann die Artikel aufgelistet. Wenn ihr ausgewählt habt, dass der gesamte nicht verkaufbare Lagerbestand remissioniert werden soll, kann das eine sehr lange Liste sein. In unserem Beispiel hier ist es lediglich ein Artikel. Wenn ihr euch auch noch verkaufbare Einheiten zurückschicken lassen wollt, um diese z.B. auf einer anderen Plattform zu verkaufen, dann tragt ihr die gewünschten Einheiten in dem linken Feld ein. Das rechte Feld zeigt euch an, wie viele nicht verkaufbare Einheiten für die Remissionierung vorhanden sind.
In diesem Beispiel ist es etwas verwunderlich, dass die Einheit, die oben noch als defekt angegeben und für die Remission verfügbar war, nun nicht mehr zurückgeschickt werden kann. Dies kommt vor allem vor, wenn ein Kunde einen Artikel retournieren möchte und als Rücksendegrund „defekt“ angibt. Amazon übernimmt die Aussage des Kunden hier zunächst ungeprüft. In diesem Fall ist der Artikel offenbar noch gar nicht vom Kunden zurückgeschickt worden, so dass eine Remissionierung auch nicht möglich ist.
Normalerweise sind die verfügbaren beschädigten Einheiten, die remissioniert werden können, schon vorausgefüllt. Ihr geht deshalb hier nur noch auf Überprüfung und klickt auf Absenden.
Automatische Remission Amazon
Wenn ihr viele Artikel bei Amazon verkauft, werdet ihr auch viele Rücksendungen haben und es werden regelmäßig Remissionsaufträge anfallen. Um sich dieser lästigen zeitraubenden Tätigkeit zu entledigen, könnt ihr eine automatische Remission Amazon anlegen. In diesem Fall wird jeder nicht mehr verkaufbare Artikel, der zurück in ein Amazon Versandzentrum kommt, direkt an euch remissioniert. „Direkt“ bedeutet hier natürlich nicht, dass der Artikel am selben oder nächsten Tag an euch versendet wird. Aber ihr müsst jedenfalls keinen Amazon Remissionsauftrag erstellen. Das geschieht automatisch.
Neu bei Automatischen Remissionen: Restwert Optionen prüfen lassen
Um die automatische Remission Amazon zu aktivieren, geht ihr in den Einstellungen auf Versand durch Amazon. Dann scrollt ihr ein bisschen hinunter und klickt bei „Automatische Einstellungen für nicht verkaufbaren Lagerbestand“ auf Bearbeiten. Es öffnet sich nun ein neues Dialogfeld, in dem ihr als erstes eure Artikel für Restwert- Optionen registrieren könnt. Hier schaut sich Amazon den zurückgesendeten Artikel zunächst einmal an und entscheidet, ob er durch Wiederaufbereitung wieder in einen verkaufsfähigen Zustand gebracht werden kann.
Ist dies der Fall, führt Amazon das „Furbishing“ – also die Wiederaufbereitung – gebührenpflichtig durch und bucht euren Artikel dann wieder in den Lagerbestand. Dies muss nicht notwendigerweise im Zustand Neu sein sondern kann auch Gebraucht sein.
Alternativ könnt ihr eure Artikel für einen Restwert durch Amazon an so genannte Liquidatoren verkaufen lassen. Der Preis, den ihr hier noch bekommt, ist meilenweit entfernt von dem tatsächlichen Restwert. Schließlich will der Liquidator mit dem Verkauf solcher Ware ja auch noch Geld verdienen. Diese Option macht eigentlich nur Sinn, wenn ihr ansonsten den Artikel vernichten lassen würdet.
Für diese Optionen müsst ihr euch aktiv anmelden. Ansonsten werden die Artikel direkt für den Amazon Remissionsauftrag freigegeben. Unter den Restwert Optionen findet ihr die Einstellungen für automatische Remissionen. Hier könnt ihr für Artikel, die gemäß der obigen Optionen keinen Restwert haben, angeben, ob sie remissioniert oder vernichtet werden sollen. Wenn ihr euch für die automatische Rücksendung entscheidet, müsst ihr hier die Rücksendeadresse angeben.
Amazon Remissionsauftrag – Gebühren
Die Preise für die Remissionierung und vor allem auch für die Vernichtung von nicht verkaufbaren Artikeln sind in den letzten Jahren mächtig angezogen. Noch vor zwei Jahren kostete die Vernichtung 10 Cent pro Artikel und die Remissionierung 25 Cent für Standard- Artikel und 50 Cent für Artikel in Übergröße. Nachfolgend die aktuellen Preise für die Remission von Artikeln bei Amazon:
Gebühren für Rücksendung
Wie ihr seht, sind die Gebühren nun innerhalb der Größenkategorie noch nach Gewicht unterteilt. Bis zu 500 Gramm kostet die Rücksendung weiterhin nur 25 Cent pro Artikel, doch dann gehen die Preise hoch. Noch deutlicher steigen die Preise bei Artikel in Übergröße.
Um fair zu bleiben, muss man natürlich sagen, dass die Gebühren bei Rücksendung nur einzelner Artikel immer noch lächerlich gering sind, wenn man bedenkt, dass der Versand hier schon enthalten ist. Wenn ihr euch aber z.B. aufgrund von Lagerbestandsproblemen größere Mengen an Artikel zurücksenden lassen müsst, dann kann das schon sehr schnell weh tun.
Gebühren für die Vernichtung
Die deutliche Preiserhöhung für die Vernichtung ist sicher auch eine Art „politischer Preis“, um die Diskussion über die Wegwerfgesellschaft zu beenden. Auch hier richtet sich die Gebühr nun nach dem Gewicht der Einheit und entspricht in etwa den Gebühren für die Rücksendung.
Remissionsauftrag stornieren
Die Zeit für die Bearbeitung eines Remissionsauftrages durch Amazon beträgt mindestens mehrere Tage, in der Regel aber eher mehrere Wochen. Wer also auch schon auf die pfiffige Idee gekommen ist, Multiversand- Aufträge einfach als Remissionsauftrag zu tarnen und eure ebay- Bestellungen an den Kunden remissionieren zu lassen, kann diese Idee getrost wieder vergessen. Die Bearbeitungszeit ist hier schlicht viel zu lange.
Wer aber glaubt, dass bei einer so langen Bearbeitungszeit die Änderung oder gar Stornierung eines Remissionsauftrages noch problemlos möglich sein sollte, liegt ebenfalls komplett falsch. Remissionsaufträge können laut Amazons FAQ noch storniert werden, so lange der Auftrag in der Bestellübersicht noch im Status In Planung, Ausstehend oder In Bearbeitung ist. Tatsächlich wird der Status aber schon nach wenigen Minuten auf „Im Versand“ geändert, obwohl vermutlich noch kein einziger Lagerarbeiter auch nur Notiz von dem Auftrag genommen hat. Diskussionen hierüber sind – wie immer bei Amazon – zwecklos.
Ihr findet eure Remissionsaufträge übrigens in der Übersicht eurer normalen Bestellungen unter „Bestellungen/Bestellungen verwalten“. Dort sind sie als „Non Amazon“ gekennzeichnet. Um euch nicht durch eure ganze Liste an Bestellungen wühlen zu müssen, könnt ihr auf der linken Seite die Bestellungen filtern. Wählt hier „Non Amazon“, um nur die Remissionsaufträge anzeigen zu lassen.
Häufige Fragen
Amazon Remissionsauftrag erstellen und stornieren – Fazit
Ihr solltet euren nicht verkaufbaren Lagerbestand schnell remissionieren, denn da er nicht verkaufbar ist, kostet er nur noch Lagergebühr. Abbruch eines Remissionsauftrages ist nur für wenige Minuten möglich.
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