Ab dem 5. Oktober 2021 gelten neue Regeln für internationale Retouren bei Amazon- Bestellungen mit Eigenversand. Dann müssen Verkäufer eine Rücksendeadresse im Marktplatzland angeben. Wenn ihr keine lokale Rücksendeadresse im Sellercentral hinterlegt, erstattet Amazon zukünftig Bestellungen ohne Warenrücksendung automatisch. Alle Details zu den neuen Regelungen erkläre ich in diesem Artikel.
Amazon Neuerungen bei Retouren – wer ist betroffen?
Die Neuregelung betrifft alle Amazon- Verkäufer, die Bestellungen mit Versand durch Verkäufer anbieten und von außerhalb des Marktplatzlandes versenden. Die Regel betrifft alle fünf europäischen Marktplätze. Wer also von Deutschland nach Frankreich versendet, ist von der Neuregelung genauso betroffen wie der chinesischen Händler, der aus China nach Deutschland versendet.
Wichtig ist, dass die Regelung nicht für internationale Bestellungen auf dem Heimatmarktplatz gilt. Wenn ihr also aus Deutschland auf amazon.de einen Artikel an einen Kunden aus Frankreich versendet, gilt die automatisierte Erstattung nicht. Verkauft ihr aber auf einem anderen europäischen Marktplatz (Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien) und versendet die Bestellung aus Deutschland, müsst ihr in dem jeweiligen Sellercentral- Konto für jeden einzelnen Marktplatz eine lokale Rücksendeadresse hinterlegt haben.
Welche Amazon- Bestellungen fallen unter die Regelung?
Von der Regel sind nur internationale Bestellungen auf einem anderen als dem Heimatmarktplatz betroffen, deren Kaufsumme unter 25 Euro beträgt. Dieser Grenzwert enthält Steuern und Versandkosten. Es fallen auch Bestellungen von Käufern, die nicht im Marktplatzland leben, unter diese Regelung. Allerdings müsst ihr für diese keine Rücksendeadresse in ihrem jeweiligen Land zur Verfügung stellen sondern lediglich eine Rücksendeadresse im Marktplatzland.
Ein Beispiel: Ein portugiesischer Käufer käuft auf amazon.es einen Artikel für weniger als 25 Euro und möchte diesen zurückschicken. Diesem Käufer müsst ihr keine Rücksendeadresse in Portugal zur Verfügung stellen sondern in Spanien.
Hinterlegt ihr keine Rücksendeadresse im Marktplatzland, so erstattet Amazon automatisch alle Bestellungen unter 25 Euro, für die ein Rücksendeantrag eingeht. Der Käufer muss den Artikel dann nicht zurücksenden und ihr verliert eure Ware. Die entsprechende Amazon- Richtlinie findet ihr hier (Login erforderlich).
Der Sinn dieser Regelung liegt darin, dass bei internationalen Bestellungen die Rücksendekosten oft höher wären als der Kaufpreis. Oft übersteigt der Aufwand auch den Verkaufspreis, den ihr für einen retournierten Artikel als B- Ware noch erzielen könnt. Kurzum: Es sollen unnötige Kosten vermieden werden, die einen Käufer möglicherweise von einer Rücksendung abhalten könnten. Wenn wir mal ehrlich sind, hat gerade die oftmals niedrigere Retourenquote internationalen Versand erst attraktiv gemacht.
Amazon internationale Retouren – welche Optionen habt ihr?
Ihr habt damit nur noch folgende Optionen für internationale Retouren auf anderen als eurem Heimatmarktplatz, wenn ihr die Bestellungen mit Eigenversand erfüllt.
- Ihr könnt den Preis inklusive Versandkosten auf über 25 Euro erhöhen (sinnvoll vor allem bei Artikeln im „Grenzbereich“, z.B. 24,99 Euro)
- Ihr könnt euch eine lokale Rücksendeadresse mieten und euch die Pakete vom Dienstleister dann nach Deutschland schicken lassen. Das wird sich bei niedrigen Retourenzahlen i.d.R. nicht lohnen.
- Ihr könnt den Artikel durch Amazon FBA versenden lassen. Wird sich wegen der hohen EFN- Versandkosten mit FBA auch kaum rentieren; Versand aus dem Marktplatzland führt zu umsatzsteuerlichen Problemen und erheblichen Zusatzkosten.
- Ihr könnt Amazon den Kaufpreis automatisch erstatten lassen und über einen gewissen Zeitraum beobachten, ob das von Käufern bewusst ausgenutzt wird. Dies ist wahrscheinlich die preiswerteste Option.
- Wenn sich das alles mittelfristig nicht rechnet, bleibt noch die letzte Option: Verkauf auf anderen europäischen Marktplätzen einstellen.
Fazit
Der Versand in andere Marktplatzländer durch den Verkäufer unterliegt ja bereits seit zwei Monaten der Umsatzsteuer des Empfängerlandes (FAQ zum EU- One Stop Shop), was bereits zu Mehraufwand und auch Mehrkosten führt. Die neuen Amazon Regeln zu internationalen Retouren machen den Verkauf dort nicht attraktiver.
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